Aus kleinsten Anfängen zum weltweit tätigen Betrieb

Die Firmennachfolge für Gewo ist geregelt: Georg und Marianne Woitzik (M., v. l.) übergeben den Familienbetrieb an ihre Söhne Stefan (l.) und Andreas Woitzik (r.). Foto: Gewo

Hörlkofen – Eine von langer Hand vorbereitete Firmenübergabe: Das Seniorchef-Ehepaar des Familienunternehmens Gewo in Hörlkofen, Marianne und Georg Woitzik, zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück. Die Firmengeschicke des Hightech-Betriebs legen die Woitziks in die Hände ihrer Söhne Stefan und Andreas Woitzik, die inzwischen ebenfalls in der Firmenleitung tätig sind.

Im Gespräch mit unserer Zeitung informierte die Familie über die neuen Wege. Die Betriebsübergabe sei seit sechs Jahren in einem professionell begleiteten Prozess vorbereitet worden. Beide Söhne haben wie Vater Georg ihren Berufsabschluss als Feinwerkmechanikermeister absolviert.

Der 45-jährige Stefan Woitzik hat in der Firmenleitung den Bereich Produktion, Qualität und Hardware übernommen, sein 40-jährige Bruder Andreas die Kundenberatung, den Einkauf und die Materialwirtschaft.

„Wir haben großen Respekt vor der Lebensleistung unserer Eltern“, sagt Andreas Woitzik. In ihrem Sinne wollen die Söhne den Betrieb mit eigenen Innovationen und Fachwissen weiterführen. Den Nachfolgern steht ein kompetentes Führungsteam zur Seite. Gewo ist mit 360 festen Mitarbeitern und 80 Auszubildenden der größte Betrieb in der Gemeinde Wörth. Es gebe derzeit noch 30 freie Stellen und man könne sieben Ausbildungsberufe erlernen – beispielsweise im Bereich Kaufleute Büromanagement mit Schwerpunkt Personal, worauf sich junge Leute bewerben können.

Der Betrieb ist in der Halbleiterindustrie auf dem Weltmarkt vertreten, arbeitet mit führenden Unternehmen zusammen, unter anderem bei der Mikrochip-Produktion. „Fast bei jedem Handy ist Gewo mit dabei“, erläutert der Seniorchef. Die Fertigungstiefe sei auf ein breit gefächertes Aufgabenfeld ausgelegt. Die ausgefeilte Reinraumtechnik verschaffe dem Hightech-Betrieb einen Wettbewerbsvorteil.

Vom Rohmaterial bis zum Endprodukt – Gewo sei für alle Fertigungsschritte mit modernster Technik ausgestattet. Produziert werden auch 3D-Drucker und Produkte für die Labortechnik. „Unser Ziel war es, bankenunabhängig zu wirtschaften“, erläutert Georg Woitzik zur Firmenstrategie. Die Corona-Krise sei mit einem „effektiven Notfallplan“ gemeistert worden. Man sei damit ganz früh gestartet, einige Tage vor der Bayerischen Regierung. Innerhalb von drei Tagen habe man über das Wochenende mit dem Führungsteam den ganzen Betrieb „umgekrempelt“, um mit Schichtdienst, Homeoffice und Videokonferenzen gut durch die Krise zu kommen. „Die Auftragsbücher sind voll“, so Andreas Woitzik. Dass das Krisenmanagement in schwierigen Zeiten so reibungslos geklappt habe, „ist die Bestätigung, dass wir es die letzten sechs Jahre richtig gemacht haben“, meint Stefan Woitzik.

Das Gründerehepaar Marianne und Georg Woitzik hat den Betrieb aus kleinsten Anfängen aufgebaut. 1981 machte sich das Ehepaar selbstständig und legte den Grundstein für den Familienbetrieb, der zunächst als Einzelgesellschaft in Pretzen betrieben wurde. Marianne Woitzik, gelernte Konditormeisterin, übernahm den kaufmännischen Bereich. Ein Jahr später begannen die Woitziks bereits Lehrlinge auszubilden. Auch Facharbeiter und ein Meister wurden angestellt.

Qualifizierte Kräfte aus den eigenen Reihen – das ist bis heute das Fundament des Unternehmens. „Eine Firma ist nur so gut wie ihre Mitarbeiter“, sagt Georg Woitzik. Seit 1986 hat das Unternehmen seinen Firmensitz in Hörlkofen, es wurde über die Jahre immer wieder erweitert. Aktuelles Projekt ist der Ausbau von Werk 2 mit einem Verwaltungsgebäude und einer Produktionshalle, der innerhalb von vier Jahren umgesetzt werden soll. Bei dieser Erweiterung werden die Söhne von ihren Eltern unterstützt, die das Bauprojekt betreuen – ein Unruhestand im Ruhestand also.

Aber es soll trotzdem viel mehr Freiräume geben. Der 65-jährige Seniorchef und seine 63-jährige Frau sind gern mit dem Rennrad unterwegs und reisen sehr gern. Außerdem freuen sie sich sehr darauf, mehr Zeit für die vier Enkelkinder zu haben.

Quellenangabe: Erdinger Anzeiger vom 28.07.2020, Seite 30